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Du, ich, Namen, Augen: Nenn es Brief.


Manchmal glänzt man mit Abwesenheit, trotz eigentlichem Dasein. War das so bei dir? Dem Duft meiner Jacke nach nicht. Und doch, als hätte jemand plötzlich einen Graben zwischen uns gelegt, so fühle ich mich jetzt, nachdem ich weg bin. Und ich frage mich auch, ob ich zu viel denke. Während deine Füße auf meinen Landen, sagst du mir, dass meine Lippen schön sind, doch ich fühle, dass sie unvollkommen sind, vielleicht weisst du warum, vielleicht weisst du es irgendwann. Ich sehe es nicht als Aufforderung, wenn mir jemand sagt, küss mich, vielleicht hätte ich das tun sollen. Aber zwischen allen, zwischen uns, diese Namen. Derer es nun auch noch zwei sind. Ich will nicht sagen, dass ich Liebe, so etwas entsteht, wir wissen das beide, wir haben das beide erlebt. Ich begehre.

Augen, so groß wie der Riss in mir, sehen mich an, Augen, die so vertraut sind, ohne dass ich sie verstehe. Deren Blick ich nicht lange Standhalten kann, ihrem Blick aber nicht weichen will. Die jetzt an meiner Wand zu hängen scheinen, sich meiner bemächtigen. Ich erinnere mich, als ich an den Gerberas vorbeilaufe, dass sie deine Lieblingsblumen sind, ich glaube, du wirst dich freuen, neben der Kamera, und als du mir sagst, eine gerade Anzahl bringt ja Unglück, erinnere ich mich daran, dass ich genau das weiss. Es fühlt sich an, als hätte ich einen Fehler gemacht, ich glaube, entweder das Falsche zu tun, oder das Richtige einfach nicht zu tun. Ich ertrage dein schwärmen schon fast, den Namen geltend, Risse über Risse. noch nie kam mir ein Wochenende so lang vor, noch nie verging ein Tag so schnell. Noch nie war das süß war gestern so metaphorisch, wie es morgen sein wird. Eigentlich fand ich die Kellnerin nicht mal hübsch, wenn ich auch lachende Gesichter mag.

Als ich den ganzen Kram (Objektiv, Gegenlichtblende, Stativ, etc.) einpackte, stelle ich sie mir vor, diese großen Augen, jetzt wird mir bewusst, dass ich dich kenne, und dich eben doch nicht kenne. Es war weg, dieses kleine, quirlige Wesen, als hätte es jemand plötzlich in den See geworfen.

Von Schönheit glänzend, den leichten schwarzen Lidstrich über den Augen, unsere Jacke, die vielen Dinge, die ich sehe, rücken weg. Sind ungreifbar, fern, und nah. Mir fällt das denken schwer, mir fällt das Essen schwer. Du kennst das ja, dieses: Ich muss das jetzt haben. Aber ich muss nichts jetzt haben. Ein Wartezimmer, dass sich Zeit nennt; ganz beruhigt setze ich mich genau dort hin. Ich warte. Ich werde da sein. Unwissend, ob ich jemals aufgerufen werde.

Im Leben gibt es immer Menschen, es gibt Erinnerungen, Verknüpfungen. Ich hätte das wissen können. Und plötzlich sind sie aufgetaucht. Mir hätte das klar sein müssen. Manches Mal treffen einen die Dinge, wie Regentropfen immer irgendwann auf die Strasse treffen müssen. Alles ist im Fluss, ich schwimme. In deinen wasserfarbenen Augen schwimme ich. Bis zum ertrinken.

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Das Sein und das Schöne


Heute fand ich mich an einem Ort wieder, der jenseits sprechender Nashörner, gefangener Einhörner und sonstiger Auswüchse phantastischer Parallelwelten liegt. Nennen wir ihn der Einfachheit halber Realität. Ich verwende in letzter Zeit häufig diesen einen Namen, Nicki nämlich. Dass wir uns häufig treffen, fast täglich schreiben und ich sie für wunderbar halte, mag diesen Umstand begründen. Nun gut, es ist 23:00, ich bin zu Hause, nachdem ich obiger Schönheit beim Messebau geholfen habe, nachher gehen wir und ihre Kollegin ins Sage. Ich schreibe das im Futur, als wäre es im werden begriffen, aber er ist schön geschehen, es ist vorbei, ich bin schon wieder zu Hause. Mir fielen heute, an diesem ersten Frühlingstag, jedenfalls meterologisch, viele Dinge auf. Berlin, dieses Ungetüm, spuckt dir ja einen Haufen Menschen vor die Füße. Die sich darstellen, die etwas sein wollen. Die die Welt als ihre Bühne begreifen. Nicki ist einfach. Das finde ich großartig, genauso großartig, wie das Wort großartig. Wieder und wieder spiegelt sich ihr seltsam ehrliches lachen in meinen Augen, auch wenn es zwischendurch getrübt wurde. Irgendeine Beziehungskiste ihrer Kollegin (die sich übrigens Leila nennt), drohte, den Abend wie Perlen vor die Säue zu werfen. Wir haben es geschafft, uns nicht verunsichern zu lassen. Ich würde mir auch etwas seltsam vorkommen, würde mir irgendein Kerl den Abend versauen, auch wenn ich Leila bedaure. Ich verstehe das eh nicht: Die schönen, selbstbewussten Frauen, die am Ende bei irgendwelchen seltsamen Herren landen. Gefesselt, als gäbe es kein Jenseits der diesseitigen Norm. Ich mag die Bewegungen von Nicki, ihr getanze, bin aufgeregt, als sie meine Hand nimmt. Ich kann nicht wirklich sagen, was zur Zeit in mir vorgeht. Ich habe das Gefühl, mich zu beobachten, einfach die Dinge geschehen zu lassen.

Nach so langer Zeit, in der ich nur Wut und Trauer in mir fand, bin ich glücklich, kann ich lachen. Ich bin nach Hause gehüpft, vom Moritzplatz aus, fast getänzelt, keine Ahnung, warum genau, und finde es auch völlig unwichtig. Und obwohl sich meine These bestätigt fühlt, geht es mir gut. Der Frage, welche These ich denn meine, will ich keiner Antwort schuldig bleiben. In unseren modernen Zeiten verfügen wir über eine vielzahl von Kommunikationsmitteln, unser (und hier spreche ich von mir und Nicki) Mittel zum Zweck nennt sich ICQ. Und ich sagte ihr, gestern Nachmittag, also lange bevor wir ins Sage gingen, dass ich sie nach Hause bringen werde. Das sie die Treppe hoch gehen wird. Ich gehe die Treppe hinunter, zur Ubahn. Auf sie wartet ihr Freund, ich muss auf die Ubahn warten. So seltsam sind sie manchmal, die Launen des Lebens. Nur was davor geschah stand so nicht in meinem Erwartungshoriziont, irgendwer sagte ja auch, hohe Erwartungen garantieren tiefe Enttäuschungen. Wir sitzen vor Ihrer Haustür, ihr Schlüssel streichelt mein Knie, während ich ihres berühre, sie berührt mein Herz. Sie sagt mir, es sei zwar oberflächlich, aber ich bin so dünn: Das ist Toll. Mein Selbstbewusstsein mag ein kaputtes Kniegelenk sein, in diesem Moment war es im Begriff, zu springen. Das sie schön ist, sage ich ihr schon so oft, sie weiss nicht, was an ihr so toll ist. Auf dem Heimweg schreibe ich ihr: Weil du einfach du bist. Das sollten wir wohl alle. Einfach wir selbst sein. So denke ich, und jeder soll doch bitte die Freiheit haben, das anders oder genau so zu sehen.

Wir sind am Dienstag verabredet, ich werde sie ins „süß war gestern“ schleppen, morgen sehe ich sie wieder, und am Samstag war süß dann gestern. Oder in Nürnberg, da kommt sie nämlich her. Während ich mir meine kurzen Haare noch im Spiegel anschaue, entdecke ich eine Träne, die mir die Wange hinunter rinnt. Sie ist salzig. Aber ich weiss nicht, welchem Gefühl sie entspringt. Musik ist mein Leben, und mein nächstes Stück trägt deinen Namen. Obwohl du nicht mein Leben bist. Das ist wohl das erste mal, dass ich dich direkt anspreche, aber auch das muss sein. Du liebst Briefe, vielleicht ist das einer. Jeder kann ihn lesen. Aber halten kannst nur du ihn.

Kleine Paula, wir sehen uns. Zwischen Nachtaktiven Fröschen, wie wir es heute waren, und der nächsten Woche. Du hast mich. Mach, was immer du willst. Gute Nacht.

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